Kein Hund braucht eine «harte Hand». Gerade aggressiv gewordene Hunde müssen sicher sein, dass ihre Grenzen respektiert werden, damit sie wieder Vertrauen fassen zu Mensch oder Hund. Es ist nachgewiesen, dass Training mit Strafe mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von aggressivem Verhalten einhergeht. Das liegt daran, dass man Verhalten “deckelt“, statt die Ursachen anzugehen.
Beobachtungen bei gefangenen Wölfen in den 1950er-Jahren legten nahe, dass Wölfe strenge Dominanzhierarchien haben und im Rudel viel Aggression herrscht. Diese Erkenntnisse wurden genutzt, um Gewalt im Umgang mit Hunden zu legitimieren.
In Freilandstudien konnte hingegen gezeigt werden, dass Wölfe kooperativ und sozial sind, und es wurden keine Rangordnungsstreitigkeiten beobachtet. Zudem sind Hunde keine Wölfe. Schliesslich unterscheiden sich Hunde und Menschen biologisch. Die Verbindung zwischen uns ist interspezifisch, also eine Beziehung zwischen zwei verschiedenen Arten. Darum kann man diese Theorien getrost vergessen und mit Hunden freundlich umgehen.
Diese Aussage beruht auf der überholten Vorstellung, dass Hunde uns dominieren wollten. Dies kann man getrost vergessen. Viel eher ist die Ursache, dass der Hund aufgeregt oder abgelenkt ist und sich freut, nach draussen zu kommen. Aus Sicherheitsgründen kann es Sinn machen, vor dem Hund zur Tür hinauszugehen. Wenn man dies möchte, kann man dem Hund gut beibringen, dass es sich für ihn lohnt, sich hinzusetzen, bevor wir die Tür öffnen, und uns zu folgen.
An der lockeren Leine laufen ist etwas, das Hunde lernen müssen. Können sie sich frei bewegen, lassen sie sich von der Nase leiten und schnüffeln mal rechts und mal links. Zudem sind gerade grössere Hunde schneller unterwegs als wir Menschen. Dies führt dazu, dass es für Hunde nicht einfach ist, sich uns anzupassen.
Zieht ein Hund an der Leine, so kann dies unterschiedliche Ursachen haben: Er hat das lockere Leinelaufen noch nicht gelernt, sein Erregungslevel ist zu hoch, er freut sich auf den Spaziergang, er hat Angst oder Schmerzen usw. Mit einem schrittweisen, belohnungsbasierten Training können wir dem Hund zeigen, dass es sich für ihn lohnt, mit lockerer Leine neben uns herzugehen.
Jedes Verhalten hat hochkomplexe Ursachen (Genetik, pränatale Einflüsse, Welpenzeit, Erfahrungen, momentane gesundheitliche und psychologische Verfassung, situative Einflüsse usw.). Aufgrund dieser Ursachen kann sich der Hund nicht anders verhalten, als er dies eben gerade tut.
Ihn dafür zu strafen, ist deshalb unfair. Besser ist es, sich zu überlegen, warum der Hund ein Verhalten zeigt (bspw. andere Hunde anbellen), und ihm zu helfen, damit er es nicht mehr nötig hat, sich unerwünscht zu verhalten – beispielsweise indem man Schmerzen angeht oder mit gutem Training dafür sorgt, dass er sich sicher fühlt.
Diese Aussage wird oft als Rechtfertigung für Strafen wie Körperblock oder Schnauzengriff verwendet. Sie stammen von der längst widerlegten Dominanztheorie. Hunde haben eine besondere Bindung zum Menschen und wissen, dass wir selbst keine Hunde sind. Mit trainierten Wortsignalen oder Handzeichen, mit einer freundlichen Körpersprache und einem netten Tonfall können wir wunderbar mit ihnen kommunizieren.
Lernbiologie ist Lernbiologie, egal welche Rasse oder welches Individuum. Natürlich muss jeder Trainingsplan der Situation und dem Hund angepasst werden – aber das Prinzip bleibt dasselbe: Mit Management unerwünschtes Verhalten vermeiden und mit kleinschrittigem Trainingsplan mittels positiver Verstärkung am Problem arbeiten. Das funktioniert bei allen Hunden so – man muss nur herausfinden, was für den einzelnen Hund verstärkend wirkt. Hier erfährst du mehr darüber, wie Hunde lernen.
Lerntheoretisch ist dies Aussage korrekt, da auch beim Training über positive Verstärkung beispielsweise kurzfristig Belohnungen vorenthalten werden (negative Strafe) und bei falschem Timing Frustration auftreten kann. Es macht aber lernbiologisch Sinn, auf die positive Verstärkung zu setzen und das systematische Zufügen von Schmerz- und Schreckreizen zu unterlassen. Es geht also in erster Linie darum, dass man nicht absichtlich Strafen einsetzt, um dem Hund ein Verhalten beizubringen.
Die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen von belohnungsbasiertem Training sind weit weniger gravierend als jene des strafbasierten Trainings, das mit negativen Gefühlen oder Schmerzen verbunden ist. Man kann das Strafen damit vergleichen, dass man auf einen Topf mit kochendem Wasser den Deckel aufsetzt. Das Wasser kocht aber weiter und irgendwann auch über. Hier erfährst du mehr über unsere Definition von FAIRPLAY.
Belohnen und bestechen sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn ich einen Hund belohne, dann gebe ich ihm etwas Gutes, nachdem er das erwünschte Verhalten ausgeführt hat (z. B. sich setzt oder zu mir zurückkommt).
Beim Aufbauen eines Signals kann ich mit Locken starten. Ich halte z. B. das Leckerli über den Kopf des Hundes und er setzt sich beim Hochschauen automatisch hin. Wenn er verstanden hat, was ich von ihm will, baue ich das Locken ab und setze das Leckerli als Belohnung ein. Weil sich das Sitzen für ihn lohnt, tritt es künftig öfter auf – auch ohne, dass ich ihm das Signal gebe.
Bestechung würde bedeuten, dass der Hund ein Verhalten nur deshalb ausführt, weil er unbedingt ans Leckerli will. Das ist keine Trainingsmethode, sondern höchstens eine «Notfalllösung». Es kann den Hund aber je nach Situation in einen Konflikt bringen und ist deshalb nicht empfehlenswert.
Die Gewöhnung ist auch eine Form von Lernen. Damit sie erfolgreich ist, muss dies aber unterhalb des Stresslevels erfolgen. Ich setze den Hund also nur so weit einer für ihn noch unsicheren oder
unbekannten Situation aus, wie er dies ohne Stressanzeichen schafft. Ignoriere ich diese Schwelle, dann kommt es zum «Flooding» (Reizüberflutung). Der Hund wird z.B. so lange in eine Box
gesperrt, bis er aufgibt und sich hinlegt. Das führt zur sogenannten erlernten Hilflosigkeit.
Behalte die Körpersprache deines Hundes stets im Blick – sie verrät dir, wie es ihm wirklich geht. FAIRPLAY im Training bedeutet, dass ihr beide mit Freude, Vertrauen und Sicherheit daran
wachsen könnt.
Hier erfährst du mehr darüber, wie Hunde lernen.
Strafen sind mit negativen Gefühlen verbunden und unterdrücken lediglich Symptome. Sie liefern dem Hund keine Information über erwünschtes Verhalten und entziehen ihm das Gefühl der Wahl und Kontrolle, was zu Kontrollverlustangst und dem Gefühl des Ausgeliefertseins führt. Dies kann die Beziehung zum Mensch negativ beeinflussen. Weiter kann der Strafreiz fehlverknüpft werden, so dass das Tier das Unangenehme mit seinem Menschen verknüpft oder mit dem Objekt, das er zu diesem Zeitpunkt wahrnimmt (bspw. einem Hund oder Gegenstand). Die Wahrscheinlichkeit, gebissen zu werden, ist z. B. erhöht, wenn man mit Strafen arbeitet.
Nein, denn irgendetwas motiviert und verursacht ein Verhalten. Beispielsweise hat der Hund Angst und verhält sich darum unerwünscht, oder eine selbstbelohnende Aktivität in der Umwelt (z. B. Jagen) motiviert ihn. Hier ist kompetentes Training gefragt, um die Emotion zu verändern und/oder ein Alternativverhalten aufzubauen.
Wer so etwas als Werbeslogan nutzt, hat die Arbeitsweise von Gehirnen nicht verstanden und täuscht die Kundinnen und Kunden. Das Gehirn lernt über Konditionierungsprozesse, ob man will oder nicht. Auch wer strafbasiert arbeitet, konditioniert den Hund. Es gibt dabei die operante Konditionierung (Lernen über Konsequenzen des Verhaltens) und die klassische Konditionierung (Verknüpfung von zwei Reizen). Hier erfährst du mehr darüber, wie Hunde lernen.
Man kann wunderbar Grenzen setzen, ohne den Hund dafür einschüchtern oder sonst wie bestrafen zu müssen. Auf diese Art ist der Hund umso motivierter, die Grenzen (z. B. an lockerer Leine gehen oder zu uns zurückkommen) einzuhalten, da es sich für ihn lohnt und mit guten Gefühlen verknüpft ist. Wenn er etwas unterlässt, weil er sich vor uns fürchtet, wird er es weiterhin tun wollen und er wird es einfach dann tun, wenn wir nicht zur Stelle sind mit der Strafe.
Erkenntnisse der Lernbiologie zu nutzen hat nichts mit Verhätscheln zu tun, sondern wir arbeiten nach rationalen und ethischen Grundsätzen mit den vorhandenen Gegebenheiten. Wir sind für unsere
Hunde verantwortlich und sind ihre Bindungspartner. Sie sollen sich bei uns sicher und wohl fühlen, deshalb arbeiten wir belohnungsbasiert. Mit antiautoritärer Erziehung hat dies nichts zu tun, denn das würde bedeuten, den Hund einfach machen zu lassen. Mit Wissen über Lernbiologie können wir dem Hund freundlich,
das heisst ohne Einschüchterungen und Strafreizen, "Grenzen" setzen.
Angst ist kein Verhalten, sondern eine Emotion, und kann somit nicht verstärkt werden. Jedoch kann ein verlässlicher, liebevoller Bindungspartner das Gefühl der Angst mindern oder gar zum Verschwinden bringen – einfach, indem man da ist und Zuflucht bietet. Dabei ist es wichtig, dass man selbst ruhig und entspannt bleibt. Durch Berührung wird Oxytocin freigesetzt – ein Hormon, das beruhigend wirkt. Deshalb ist Streicheln in stressigen Momenten für viele Hunde sogar hilfreich.
Eine Mutterhündin, die beim Züchter die Möglichkeit hat, zu ihren Welpen zu gehen und sich zurückzuziehen, die dem Alter der Welpen entsprechend mit auf Spaziergänge gehen kann, die Enrichment erfährt (sensorische Stimulation), die genügend Raum und Ruhe vor anderen Hunden im Haushalt bekommt, die während der Aufzucht genügend Zuwendung und Unterstützung vom Züchter bekommt … wird mit viel Geduld und Präsenz ihre Welpen liebevoll begleiten und ihnen helfen, die Welt kennenzulernen.
Ziehen an der Leine ist meist eine Folge von mangelndem Training oder zu hoher Erregung. Der Hund hat oft gar nie verstanden, was er tun soll und dass es sich für ihn lohnt, mit lockerer Leine zu gehen. Hier braucht es einfach gutes Training. Gutsitzende Brustgeschirre sind sehr zu empfehlen, da sie die empfindlichen Bereiche wie Halswirbelsäule, Luft- und Speiseröhre, Halsschlagader usw. schonen und sich die Schultern frei bewegen können.
«Hundetrainer:in» (Hundepsychologe, Hundecoach etc.) ist kein geschützter Beruf. Jede Person darf sich so nennen und entsprechende Dienstleistungen anbieten – selbst ohne fachliche Ausbildung. Unsere Checkliste kann helfen, gute Trainer:innen zu erkennen, die nach dem Kodex von FAIRPLAY MIT HUND arbeiten.
Je besser wir unsere Hunde verstehen, desto einfacher wird die Kommunikation und das Zusammenleben mit ihnen.
Auf unserer Webseite findest du viel Wissenswertes rund um ihre Bedürfnisse, ihre Körpersprache und ihre Art zu lernen. Auch wichtige Informationen vor dem Kauf oder der Adoption eines Hundes stellen wir zur Verfügung.