Kodex FAIRPLAY MIT HUND

Wir orientieren uns an den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen der «Canine Science». Unser Ansatz für das Training und den allgemeinen Umgang mit dem Hund ist daher naturwissenschaftlich und empirisch fundiert.

 

Das Wohlbefinden und die Gesundheit des Hundes stehen im Mittelpunkt, da sie einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten und die Lernfähigkeit haben. Der individuelle, möglichst effektive Trainingsplan zielt immer darauf ab, das Trainingsziel bei Minimierung von Stress und Angst sowie Wahrung des Wohlbefindens zu erreichen.


Unsere Trainingsansätze enthalten niemals ein systematisches, gezieltes Zufügen von Schmerz- oder Schreckreizen, angstauslösenden Reizen sowie Einschüchterungen oder den Entzug des Gefühls der Kontrolle.


Unsere Trainingsansätze basieren auf folgenden Modellen: 

«Least Intrusive Principle»

Prinzip der minimalinvasiven wirksamen Massnahme nach Friedman, 2016

«LIFE Modell»

Least inhibitive, functionally effective Modell nach Fernandez, 2024


Das bedeutet für uns:

  • Wir stellen das Wohlbefinden und die Gesundheit des Hundes an die erste Stelle. Wir erfüllen jederzeit die physischen und psychischen Grundbedürfnisse des Hundes und bieten ihm Schutz und Sicherheit.
  • Wir agieren vorausschauend und ergreifen der Situation angepasste Management-Massnahmen, um unerwünschtes Verhalten gar nicht erst entstehen zu lassen (Antecendent Arrangement).
  • Wir fokussieren uns auf die Ursachen des Verhaltens. Bei negativen Emotionen verändern wir diese zum Positiven.
  • Wir verfolgen eine bedürfnisorientierte Arbeitsweise. Das heisst, wir berücksichtigen die individuellen, rassespezifischen und natürlichen Bedürfnisse des Hundes.
  • Wir verwenden Interventionen, Lerntechniken und Trainingsmassnahmen, die Verhalten möglichst wenig hemmen und stattdessen dem Tier möglichst viele Wahlmöglichkeiten gewähren.
  • Neben der operanten Konditionierung nutzen wir weitere Lernformen wie Beobachtungslernen, Lernen durch Einsicht und soziales Lernen, klassische Konditionierung/Gegenkonditionierung sowie die systematische Desensibilisierung, Habituation und Sensibilisierung.
  • Wir setzen auf das Erlernen und Festigen von alternativen Verhaltensweisen zur nachhaltigen Veränderung von unerwünschtem Verhalten.

Operante Konditionierung

  • Wir arbeiten auf Basis der positiven Verstärkung.
  • Negative Strafe wird kurzzeitig und auf möglichst niedrigem Frustrations- und Stressniveau eingesetzt. Dabei wird dem Hund möglichst rasch die Möglichkeit geboten, erwünschtes Verhalten zu zeigen, welches wiederum positiv verstärkt wird.
  • Falls negative Verstärkung eingesetzt wird, wird der potentiell unangenehme Reiz in möglichst geringer Intensität präsentiert (z.B. mit Vergrösserung der Distanz zu einem angstauslösenden Reiz).
  • Bei allen Trainingsmethoden steht das Wohlbefinden und die Sicherheit aller Beteiligten im Zentrum und wir vermeiden es, das Tier zu erschrecken, einzuschüchtern, ihm Schmerzen zuzufügen, es gezielt zu überfordern oder das Gefühl eines Kontrollverlusts zu erzeugen.
  • Aus lernbiologischen und ethischen Gründen verzichten wir auf den gezielten Einsatz von positiver Strafe und damit dem gezielten Zufügen physischer und/oder psychischer Reize, die beispielsweise Angst, Schrecken, Schmerzen und/oder das Gefühl des Kontrollverlusts auslösen. In Notsituationen oder aus Überforderung und im Affekt können Dinge passieren, die für den Hund aversiv sind. Dies hat jedoch nichts mit geplantem und gezieltem Training zu tun.

Interpretationen von Hundeverhalten

Zur Einschätzung von hündischem Verhalten orientieren wir uns an wissenschaftlich belegten Erkenntnissen zur Körpersprache und einer wohlwollenden Auslegung. Wir distanzieren uns von Verhaltensetikettierungen wie «dominant», «respektlos» oder «frech» sowie von den wissenschaftlich widerlegten Interpretationen aufgrund des «Dominanz-Modells» in der Mensch-Hund-Beziehung («Rangordnung», «Alpha», «Rudelführer»), die zur Legitimation von aversiven Handlungen genutzt werden (Bradshaw et al., 2009; Yin, 2007).

Stetige Weiterbildung

Es werden fortwährend neue wissenschaftliche Erkenntnisse publiziert und die praktische Anwendung befindet sich in ihren Details in steter Anpassung und Veränderung. Wir verpflichten uns zur stetigen Weiterbildung, um neue Erkenntnisse in unsere Arbeit einfliessen zu lassen.

Zusammenarbeit mit Spezialist:innen

Es ist eine Stärke, die eigenen Grenzen der Erfahrung und Kompetenz zu erkennen. Sollten wir bei einem schwierigen Fall (v.a. bei Angst- oder Aggressionsverhalten) an unsere Grenzen stossen, ist der frühzeitige Einbezug oder die Weiterleitung an eine den Kodex befürwortende versierte Fachperson (Verhaltenstraining, Hundetraining, Verhaltensmedizin, Veterinärmedizin, Physiotherapie etc.) der richtige nächste Schritt.

Unsere ethische Haltung

Wir denken, dass der Zweck die Mittel nicht heiligt, wenn die Mittel unverhältnismässig sind und bessere Alternativen vorhanden sind.

 

Bei unseren Handlungen lassen wir uns von einem ethischen Rahmen leiten. Wir berücksichtigen die Interessen und die Leidensfähigkeit aller beteiligten Lebewesen und streben stets danach, die Situation für alle beteiligten Lebewesen nachhaltig zu verbessern.

 

Wir sind uns bewusst, dass Hunde empfindungsfähige und leidensfähige Lebewesen sind. Wir sind in einer Machtposition und stehen somit in der Verantwortung, ihre Bedürfnisse so gut wie möglich zu erfüllen, ihre Interessen zu wahren und ihr emotionales wie physisches Wohlbefinden anzustreben beziehungsweise zu erhalten.

 

FAIRPLAY MIT HUND behält sich vor, diesen Kodex zu überarbeiten, beispielsweise aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder verbesserter Formulierungen.

 

Stand März 2025


So erkennst du kompetente Trainer:innen

«Hundetrainer:in» (Hundepsychologe, Hundecoach etc.) ist kein geschützter Beruf. Jede Person darf sich so nennen und entsprechende Dienstleistungen anbieten – selbst ohne fachliche Ausbildung.

 

Unsere Checkliste hilft dir, gute Trainer:innen zu erkennen, die nach dem Kodex FAIRPLAY MIT HUND arbeiten.



Sagst auch du JA zu FAIRPLAY MIT HUND?

Mehrere hundert Hundeschulen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich arbeiten nach unseren Prinzipien. 

 

Sie zeigen dir Schritt für Schritt, wie du dein Training fair und erfolgreich gestalten kannst – für mehr Freude und ein entspanntes Miteinander von Mensch und Hund.



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