Hunde sind Lebewesen mit Emotionen und Bedürfnissen. Unerwünschtes Verhalten ist oft eine Folge unerfüllter Bedürfnisse. Ein Hund, der bei Hundebegegnungen bellt und knurrt, könnte sich zum Beispiel unsicher fühlen. Ein Hund, der zuhause Dinge zerstört, ist vielleicht zu wenig ausgelastet oder leidet unter Trennungsstress.
Training und Umgang nach FAIRPLAY MIT HUND ist deshalb immer auch bedürfnisorientiert.
Ein Bedürfnis ist das Verlangen, einen tatsächlichen oder empfundenen Mangel beheben zu können.
Wir können die wichtigsten Bedürfnisse von Hunden und anderen sozialen Lebewesen in fünf Kategorien einteilen. Diese reichen von Grundbedürfnissen wie Schlaf und Essen bis zu Anerkennung und Selbstwirksamkeit. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse hat einen grossen Einfluss auf die Zufriedenheit und Ausgeglichenheit unserer Hunde.
Kompetente Trainer:innen, die nach dem Kodex FAIRPLAY MIT HUND arbeiten, schauen bei unerwünschtem Verhalten immer die ganze Lebenssituation an und prüfen, ob unerfüllte Bedürfnisse da sind und wie diese besser erfüllt werden können.
Auch wenn jeder Hund ein Individuum ist mit einer bestimmten Vorgeschichte und einem eigenen Charakter, hat die Rasse einen Einfluss auf seine Bedürfnisse. So ist ein Herdenschutzhund sehr selbstständig, da er seine Aufgaben allein erledigt, und Terrier gehen mutig nach vorne, weil sie für die Jagd gezüchtet wurden. Informiere dich gut über die verschiedenen Rassen und wähle eine, die zu deinem Lebensstil passt. Sei dir dabei aber bewusst, dass nicht allein die Rasse den Charakter bestimmt.
Ein Hund aus dem Tierschutz ist oft ein Potpourri aus verschiedenen Rassen. Vielleicht sind auch Rassen dabei, die du nicht möchtest. Überlege dir, ob du bereit bist für eine „Wundertüte“, die eventuell (genetisch typische) Verhaltensweisen mitbringt, die dir nicht so gut gefallen.
Achtung: Je nach Land und Kanton ist die Haltung gewisser Rassen verboten oder sie dürfen nur mit Auflagen gehalten werden.
Hunde sind treue Begleiter und man kann mit ihnen zusammen viel Schönes erleben. Ein Hund bedeutet aber auch eine grosse Verpflichtung: Während hoffentlich vielen Jahren ist man für sein Wohlergehen verantwortlich.
Das Internet ist voll von Hunden, die auf einen Lebensplatz warten. Bevor man sich für den Kauf oder die Adoption eines Hundes entscheidet, sollte man sich gut informieren. Je nach Land und Kanton gibt es zudem andere Gesetze bezüglich Rassen, Haltung und Ausbildung.
Ob aus der Zucht oder aus dem Tierheim: Bevor man einen Hund zu sich nimmt, sollte man ihn persönlich vor Ort kennenlernen. Sei dir dabei bewusst, dass Hunde im Tierheim unter Umständen nicht ihr eigentliches Verhalten zeigen. Dies entwickelt sich nach ca. acht bis zwölf Wochen nach der Übernahme und es sind auch unschöne Überraschungen möglich.
Seriöse Zuchten haben ein Label (in der Schweiz z.B. Certodog, Goldenes Gütezeichen (GGZ) der SKG). Dies allein ist aber noch keine Garantie. Züchter:innen, denen das langfristige Wohl ihrer Hunde wichtig ist, führen Kennenlerngespräche, erlauben mehrfache Besuche, stellen kritische Fragen, beraten und geben Informationsmaterial ab. Nach dem Kauf stehen sie im Idealfall weiterhin mit Beratung zur Verfügung.
Die Welpen wachsen in einer seriösen Zucht mit der Mutterhündin und allenfalls weiteren Hunden zusammen auf, sind in ihre «Menschenfamilie» integriert und werden altersgerecht beschäftigt und sozialisiert. Wichtig ist auch, dass sie bei der Abgabe mindestens acht Wochen alt sind. Seriöse Züchter:innen lassen sich zudem Zeit bei der Zuordnung von Welpen zu ihren künftigen Menschen, um sicherzustellen, dass sie möglichst gut zusammenpassen.
In Tierheimen warten viele Hunde auf einen Lebensplatz. Wer sich die Zeit nimmt, hat bei einem Hund aus dem Tierheim viele Vorteile: Man kann prüfen, ob Mensch und Hund zueinander passen, kann
den Hund zum Einschätzen und Kennenlernen spazieren führen, eventuell in einem nächsten Schritt zum Probewohnen mitnehmen und erhält Beratung.
Die meisten Tiere wurden vom Tierarzt gecheckt und sind gechippt. Oft ist auch eine Ferienbetreuung im Tierheim möglich oder – wenn es trotz grösster Mühe nicht klappen sollte – darf man den Hund
wieder zurückbringen. Das sollte aber nur im Notfall geschehen, denn jeder Wechsel bedeutet Stress.
Pro Woche werden durchschnittlich 500 Hunde aus dem Ausland in die Schweiz importiert. Viele dieser Hunde stammen von illegalen und unkontrollierten «Vermehrern». Zunehmend werden auch Hunde aus ausländischen Tierheimen und Auffangstationen importiert, vor allem aus Spanien, Italien, Ungarn und Rumänien.
Die Aufzucht, die Haltung und der Transport dieser Hunde sind oft mit Leid, Angst und gesundheitlichen Problemen verbunden. Die Tierschutzprobleme sind je nach Land unterschiedlich. Sie hängen insbesondere von den (vorhandenen oder fehlenden) gesetzlichen Regelungen, der wirtschaftlichen Situation und der Mentalität im Umgang mit Tieren ab.
Um wirklich einschätzen zu können, wo der Hund herkommt und wie er dort lebt, muss man selbst einen Eindruck davon gewinnen – auch wenn dafür eine lange Reise nötig ist. Nur so kann man die Seriosität der unterschiedlich konzipierten Organisationen beurteilen und prüfen, ob wirklich der Tierschutz im Vordergrund steht. Und manchmal bedeutet Tierschutz auch gerade, dass man kein Tier übernimmt.