Was Hunde für ein glückliches Leben brauchen

Viele Menschen wünschen sich einen Hund, der mit ihnen durchs Leben geht. Doch was brauchen Hunde eigentlich, damit es ihnen gut geht? Was bedeutet die Verantwortung für einen Hund? Und worauf sollte man beim Kauf oder bei der Adoption achten?


Wichtige Bedürfnisse von Hunden

Hunde sind Lebewesen mit Emotionen und Bedürfnissen. Unerwünschtes Verhalten ist oft eine Folge unerfüllter Bedürfnisse. Ein Hund, der bei Hundebegegnungen bellt und knurrt, könnte sich zum Beispiel unsicher fühlen. Ein Hund, der zuhause Dinge zerstört, ist vielleicht zu wenig ausgelastet oder leidet unter Trennungsstress.

 

Training und Umgang nach FAIRPLAY MIT HUND ist deshalb immer auch bedürfnisorientiert.


Zentrale Bedürfnisse von Hunden: 5 Kategorien

Ein Bedürfnis ist das Verlangen, einen tatsächlichen oder empfundenen Mangel beheben zu können.

 

Wir können die wichtigsten Bedürfnisse von Hunden und anderen sozialen Lebewesen in fünf Kategorien einteilen. Diese reichen von Grundbedürfnissen wie Schlaf und Essen bis zu Anerkennung und Selbstwirksamkeit. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse hat einen grossen Einfluss auf die Zufriedenheit und Ausgeglichenheit unserer Hunde.

 

Kompetente Trainer:innen, die nach dem Kodex FAIRPLAY MIT HUND arbeiten, schauen bei unerwünschtem Verhalten immer die ganze Lebenssituation an und prüfen, ob unerfüllte Bedürfnisse da sind und wie diese besser erfüllt werden können.



Welcher Hund passt zu mir?

Auch wenn jeder Hund ein Individuum ist mit einer bestimmten Vorgeschichte und einem eigenen Charakter, hat die Rasse einen Einfluss auf seine Bedürfnisse. So ist ein Herdenschutzhund sehr selbstständig, da er seine Aufgaben allein erledigt, und Terrier gehen mutig nach vorne, weil sie für die Jagd gezüchtet wurden. Informiere dich gut über die verschiedenen Rassen und wähle eine, die zu deinem Lebensstil passt. Sei dir dabei aber bewusst, dass nicht allein die Rasse den Charakter bestimmt. 

 

Ein Hund aus dem Tierschutz ist oft ein Potpourri aus verschiedenen Rassen. Vielleicht sind auch Rassen dabei, die du nicht möchtest. Überlege dir, ob du bereit bist für eine „Wundertüte“, die eventuell (genetisch typische) Verhaltensweisen mitbringt, die dir nicht so gut gefallen.

 


Achtung: Je nach Land und Kanton ist die Haltung gewisser Rassen verboten oder sie dürfen nur mit Auflagen gehalten werden.


Ich möchte einen Hund! Wichtige Überlegungen vor dem Entscheid

Hunde sind treue Begleiter und man kann mit ihnen zusammen viel Schönes erleben. Ein Hund bedeutet aber auch eine grosse Verpflichtung: Während hoffentlich vielen Jahren ist man für sein Wohlergehen verantwortlich. 

  • Hundehaltung braucht viel Zeit und Engagement. Bei jedem Wetter geht man mehrmals täglich mit dem Hund spazieren – auch mit kleinen Hunden. Hunde wollen zudem durch hundegerechte Beschäftigung mental und körperlich ausgelastet werden. Man rechnet für Bewegung, Auslastung und Pflege mit ca. drei Stunden pro Tag.
  • Hundehaltende brauchen viel Verantwortungsgefühl. Nicht immer reagieren Mitmenschen positiv auf Hunde. Hundehaltende müssen sich an bestimmte Regeln halten, müssen bereit sein, Rücksicht zu nehmen, und brauchen oft selber ein dickes Fell und Geduld.
  • Hundehaltende und ihre Hunde lernen ein Leben lang. Nach den zum Teil obligatorischen Kursen ist das Training nicht vorbei, sondern fängt manchmal erst richtig an. Viele trainieren ein Leben lang mit ihren Hunden – sei es, um sie zu bedürfnisgerecht auszulasten oder um an Verhaltensproblemen zu arbeiten. 
  • Hunde kosten viel Geld. Neben der Ausrüstung (z.B. Betten, Leinen/Geschirre, Spielsachen, Trainingszubehör etc.) und dem Futter kommen Kosten für Tierarzt, Training, Betreuung und Steuern dazu. Man schätzt Beträge von rund 2000 bis 3000 Franken pro Jahr. Bei Unfall oder Krankheit kann es rasch sehr teuer werden. 

Diese Fragen können beim Entscheid für oder gegen einen Hund helfen:

  • Warum will ich einen Hund? Was steckt hinter dem Wunsch?
  • Was erwarte ich vom Hund? Kann er dies bieten und ist es fair, es von ihm zu erwarten?
  • Habe ich genügend Zeit für den Hund? Wie oft wäre er allein, und was tue ich, bis er ohne Stress alleinbleiben kann? 
  • Habe ich Lust und Zeit, um mich mit dem Training auseinanderzusetzen und Neues zu lernen?
  • Sind alle Familienmitglieder, aber auch die Hausverwaltung oder die Hausbesitzer, mit der Hundehaltung einverstanden? 
  • Leidet jemand in der Familie unter einer Tierhaar-Allergie?
  • Habe ich genügend finanzielle Mittel für die Anschaffung, die Pflege und die Versorgung eines Hundes? 
  • Kann der Hund mit in die Ferien oder habe ich eine gute Betreuungslösung?

 



Kauf oder Adoption: Woher stammt mein zukünftiger Hund?

Das Internet ist voll von Hunden, die auf einen Lebensplatz warten. Bevor man sich für den Kauf oder die Adoption eines Hundes entscheidet, sollte man sich gut informieren. Je nach Land und Kanton gibt es zudem andere Gesetze bezüglich Rassen, Haltung und Ausbildung. 

 

Ob aus der Zucht oder aus dem Tierheim: Bevor man einen Hund zu sich nimmt, sollte man ihn persönlich vor Ort kennenlernen. Sei dir dabei bewusst, dass Hunde im Tierheim unter Umständen nicht ihr eigentliches Verhalten zeigen. Dies entwickelt sich nach ca. acht bis zwölf Wochen nach der Übernahme und es sind auch unschöne Überraschungen möglich.

Vermeiden sollte man den Kauf von Tieren im Internet. Die Gefahr ist gross, dass man damit skrupellosen Tierhandel unterstützt. Das Internet sollte nur genutzt werden, um Kontakt zu Tierheimen und Züchtern aufzunehmen und um sich zu informieren.


Ein Hund aus einer Zucht

Seriöse Zuchten haben ein Label (in der Schweiz z.B. Certodog, Goldenes Gütezeichen (GGZ) der SKG). Dies allein ist aber noch keine Garantie. Züchter:innen, denen das langfristige Wohl ihrer Hunde wichtig ist, führen Kennenlerngespräche, erlauben mehrfache Besuche, stellen kritische Fragen, beraten und geben Informationsmaterial ab. Nach dem Kauf stehen sie im Idealfall weiterhin mit Beratung zur Verfügung.

 

Die Welpen wachsen in einer seriösen Zucht mit der Mutterhündin und allenfalls weiteren Hunden zusammen auf, sind in ihre «Menschenfamilie» integriert und werden altersgerecht beschäftigt und sozialisiert. Wichtig ist auch, dass sie bei der Abgabe mindestens acht Wochen alt sind. Seriöse Züchter:innen lassen sich zudem Zeit bei der Zuordnung von Welpen zu ihren künftigen Menschen, um sicherzustellen, dass sie möglichst gut zusammenpassen.  



Achtung Qualzuchten! Vermeide extreme Züchtungen, die gesundheitliche Probleme verursachen. Dazu gehören insbesondere Zwerghunde unter 1500 Gramm, Hunde mit extremer Kurzköpfigkeit wie der Mops oder die französische Bulldogge und Hunde, die an bestimmten Erbkrankheiten leiden.



Ein Hund aus dem hiesigen Tierheim

In Tierheimen warten viele Hunde auf einen Lebensplatz. Wer sich die Zeit nimmt, hat bei einem Hund aus dem Tierheim viele Vorteile: Man kann prüfen, ob Mensch und Hund zueinander passen, kann den Hund zum Einschätzen und Kennenlernen spazieren führen, eventuell in einem nächsten Schritt zum Probewohnen mitnehmen und erhält Beratung.
Die meisten Tiere wurden vom Tierarzt gecheckt und sind gechippt. Oft ist auch eine Ferienbetreuung im Tierheim möglich oder – wenn es trotz grösster Mühe nicht klappen sollte – darf man den Hund wieder zurückbringen. Das sollte aber nur im Notfall geschehen, denn jeder Wechsel bedeutet Stress.



Ein Hund aus dem Ausland

Pro Woche werden durchschnittlich 500 Hunde aus dem Ausland in die Schweiz importiert. Viele dieser Hunde stammen von illegalen und unkontrollierten «Vermehrern». Zunehmend werden auch Hunde aus ausländischen Tierheimen und Auffangstationen importiert, vor allem aus Spanien, Italien, Ungarn und Rumänien. 

 

Die Aufzucht, die Haltung und der Transport dieser Hunde sind oft mit Leid, Angst und gesundheitlichen Problemen verbunden. Die Tierschutzprobleme sind je nach Land unterschiedlich. Sie hängen insbesondere von den (vorhandenen oder fehlenden) gesetzlichen Regelungen, der wirtschaftlichen Situation und der Mentalität im Umgang mit Tieren ab.

 

Um wirklich einschätzen zu können, wo der Hund herkommt und wie er dort lebt, muss man selbst einen Eindruck davon gewinnen – auch wenn dafür eine lange Reise nötig ist. Nur so kann man die Seriosität der unterschiedlich konzipierten Organisationen beurteilen und prüfen, ob wirklich der Tierschutz im Vordergrund steht. Und manchmal bedeutet Tierschutz auch gerade, dass man kein Tier übernimmt.

Achtung: Beim Auslandtierschutz wird manchmal Druck ausgeübt, indem geschrieben wird, der Hund werde sonst eingeschläfert oder habe in der Tötungsstation nur noch wenige Tage zu leben. Das ist unseriös und sollte sehr kritisch geprüft werden.